Cellulite und Orangenhaut – Was löst Sie aus wie kann man Sie bekämpfen? Fragen an den Experten Dr. Bernd Schuster
Was ist eigentlich Orangenhaut und wie kommt Cellulite zustande?
Die Erhebungen der Orangenhaut sind eigentlich nichts weiter als große Fettzellen, die vom Bindegewebe nicht mehr in der Unterhaut festgehalten werden konnten. Diese übergroßen Fettzellen beulen sich dann zwischen erschlafften Bindegewebsanteilen nach außen. Dies ergibt den klassischen welligen Charakter der Cellulite an Oberschenkeln und Gesäß.
Warum ist Cellulite meist ein Thema bei Frauen?
Dass die Orangenhaut fast ausschließlich Frauen und hier etwa 80-90 Prozent betrifft, liegt am speziellen Aufbau ihrer Haut und an deren Reaktion auf die weiblichen Hormone: Die oberen Hautschichten bei Frauen sind elastischer und viel weniger derb als beim Mann. In ihrer Unterhaut finden sich vermehrt Fettzellen, die außerdem größer als beim Mann werden können. Kollagenfasern, die dort für Reißfestigkeit sorgen, lagern sich bei der Frau parallel zueinander an, während sie beim Mann netzartig ineinander verwoben sind. Dadurch können sich wachsende Fettzellen zwischen den Kollagenfasern hindurchzwängen und werden an der Oberfläche sichtbar. So entsteht die dellige Struktur an den betroffenen Stellen
Gibt es auch natürliche Vorteile der weiblichen Haut?
Klar! Das Hormon Östrogen sorgt auch dafür, dass die weibliche Haut viel zarter ist, starke Dehnung wie bei einer Schwangerschaft leichter wegsteckt und sich aufgrund des vermehrten Unterhautfettgewebes viel weicher anfühlt als die der Männer.
Gibt es noch andere Ursachen die Cellulite auslösen können?
Hat sich die Cellulite erst einmal entwickelt, kommen Stoffwechselprobleme hinzu und verstärken die Situation noch: Aufgeblähte Fettzellen behindern den Abfluss von Lymphe und Blut, wodurch Wasser in das umliegende Gewebe gepresst wird. So schwillt die Haut ringsherum zusätzlich an.
Auch Veranlagung spielt bei der Cellulite eine große Rolle. Eine schwache Bindehautstruktur ist vererbbar und wesentliche Voraussetzung für das Phänomen. Auf dieser genetischen Basis sprechen Frauen dann mehr oder weniger stark auf andere Einflussfaktoren an.
Die Top 4 Cellulite Förderer
Übergewicht steht dabei an erster Stelle. Je mehr Fett in den Lipozyten gespeichert ist, desto deutlicher treten diese hervor. Eine falsche Ernährung steckt häufig hinter dem Problem.
Bewegungsmangel führt dazu, dass die Muskelmasse geringer und durch Fettgewebe ersetzt wird. Gleichzeitig verschlechtert sich die Durchblutung.
Rauchen ist gleich doppelt an der Entstehung von Cellulite beteiligt: Nikotin verengt zum einen die Blutgefäße der Haut, was den Stoffwechsel in diesen Regionen drosselt, zum anderen wird direkt das Kollagen, und damit die Festigkeit des Bindegewebes geschädigt.
Krampfadern – ebenfalls eine Folge von Bindegewebsschwäche – behindern Blutfluss und Stoffwechsel. Der Stau in den Gefäßen führt zu Wasseransammlungen und zur Schwellung der Haut.
Was kann man selbst gegen die Orangenhaut unternehmen?
Wichtigster Punkt ist die Vermeidung der Risikofaktoren. Also: Runter mit den Fettpolstern und viel Bewegung. Und wenn die Muskeln an Oberschenkel und Gesäß durch regelmäßigen Sport gestärkt werden, sieht alles gleich ganz anders aus. Der Stoffwechsel kommt auch in den Problembereichen wieder in Schwung. Kohlenhydrate und Fett werden verbrannt und nicht gespeichert – auch dann, wenn gerade nicht trainiert wird. Faule Fettzellen verbrauchen im Ruhezustand so gut wie keine Energie, Muskelzellen dagegen schon.
Unterstützend sind alle Maßnahmen sinnvoll, die sich anregend auf die Durchblutung der Haut auswirken. Kalt/Warm-Duschen sowie Massagen mit einem Massagehandschuh oder einer Bürste straffen das Gewebe. Hier kommt es auch auf die Regelmäßigkeit an.
Was können Sie als Facharzt für Plastische Chirurgie gegen Cellulite tun?
Viele medizinische Anwendungen zielen auf die Stärkung des Bindegewebes ab. Hier wird versucht durch Reizung – etwa durch Nadelstiche oder Hitze – die Selbstheilung des Körpers anzuregen. Der Körper repariert dann mittels Bindegewebe das Trauma. Hier verwende ich gerne das Needling mittels Dermaroller oder spezielle Fadengeflechte, die unter die Haut gelegt werden, analog dem Faden-Lifting im Gesicht.
Bei starker Ausprägung kommt meist die Fettabsaugung (Liposuktion) zur Anwendung. Dadurch verschwindet ein erheblicher Teil des Depotfetts. Durch die Absaugung wird jedoch zusätzlich eine Festigung der Unterhaut und damit eine flächige Straffung der Oberfläche erreicht.
Eine starke Erschlaffung gesamter Hautpartien kann eventuell nur durch eine Straffungsoperation (Lifting) behoben werden. Hierbei werden die stark betroffenen Anteile entfernt und der restliche Anteil stark gestrafft.